Mohnkuchen gehören zu meinen absoluten Lieblingsmehlspeisen und begleiten mich seit Kindheitstagen. Omas Mehlspeisenküche ohne Hefeteig und Mohn – undenkbar!
Nuss- oder Mohnstrudel waren im Winter willkommene Abwechslung zu Apfelstrudel und Obstkuchen. Während der Hefeteig ruhte und zu gigantischen Höhen „aufging“, ist meine Oma ihrer anderen Arbeit nachgegangen. Zu den Feiertagen und auch für die zahlreichen fleißigen Erntehelfer gab es eine besondere Spezialität: gebackene Mühlviertler Mohnnudeln.
Lange schon will ich diese oberösterreichische Variante der Gebackenen Mäuse einmal selbst machen. Auch das handgeschriebene Mohnstrudel-Rezept habe ich wiedergefunden und neu zu einer Mohnrose zusammengesetzt.
Mühlviertler Mohnnudeln

Es gibt diese Rezepte, die man nie selber probiert, solange man von der Oma mit den einmalig guten Bäckereien versorgt wird. Bauernkrapfen zum Beispiel oder die Gebackenen Mohnnudeln …
Jahrelang reden wir bei Familienfeiern von dieser einzigartigen Spezialität. Und dass sich irgendjemand mal drüber trauen sollte! Hefeteig ist für mich keine Hexerei. Mit der zu früher wesentlich gärfreudigeren frischen Hefe oder auch mit Trockenhefe geht der Teig innerhalb einer Dreiviertelstunde ausreichend auf.
Abgehalten hat mich bisher einzig das „Schwimmend im Fett ausbacken“. Da am Wochenende eine größere Familienrunde zusammenkam, bin ich zur Tat geschritten, habe eine 2-Liter-Dose Frivissa-Pflanzenöl gekauft – und losgelegt.
Hefeteig

Sobald der Hefeteig das Volumen verdoppelt hat, wird das Frittieröl erhitzt. Währenddessen habe ich mit einem zwischendurch immer wieder ins heiße Fett getauchten Löffel kleine Teigportionen abgestochen und zu ovalen „Nudeln“ geformt.
„Herausbacken“ (frittieren)

Meine Oma hat zum Backen stets Schweineschmalz verwendet. Muss nicht sein! Mag ich auch nicht mehr. Pflanzenöl ist viel besser, da werden die „Nudeln“ nicht so fettig.
Die Teiglinge werden nacheinander ins kochende, nicht zu heiße Fett eingelegt und beidseitig goldgelb gebacken. Dabei nehmen sie an Volumen zu, also etwas Platz lassen.
Zum Abtropfen auf eine Küchenrolle legen. Damit die Mohnhülle gut haftet, sollten sie nicht völlig auskühlen. Also heißt es rasch die Mohnmasse zuzubereiten.
In Mohn wickeln



Zurück zu meiner Oma. Sie hat den Mohn mit einer Handmühle noch selbst gemahlen („heruntergedreht“, wie sie es nannte). Der Mohn war danach ganz fein und etwas gequetscht, daher fettiger und klebefreudiger als fertig gemahlener Mohn heute. Ich verwende gerne agaDampfmohn® in Bioqualität, der aus dem Waldviertel stammt. Für die Mohnmasse werden Milch, Zucker und etwas Butter erhitzt und der Mohn untergerührt. Etwas Honig ersetzt das Selbermahlen. Rum oder nicht Rum? – Das ist Geschmackssache.
Dann kommt die „Drecksarbeit“, das Mohn-Aufbringen! Da muss man zwischendurch manchmal Hände waschen oder die Finger ab……….
Niße – Eszett-Inspriration

Als ich meine Mühlviertler Mohnnudeln fotografiert habe, waren meine Gedanken plötzlich beim Eszett. Warum? Vielleicht weil meine ganze Aktion eine einzige Liebeserklärung an Omas Mehlspeisen geworden ist? Ebenso wie die der Autoren von niße an das scharfe ß? Oder weil mich der Mohn an das tiefschwarze Magic-Glitzerleinen des Einbands der Broschur erinnert hat?
Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich auch so verrückt wie die Autoren, die einem Buchstaben ein ganzes Buch gewidmet haben?
Kaffeejause

„Die sehen echt so aus wie bei der Oma.“ – „Na, was habt ihr denn gedacht? Sie sehen nicht nur so aus, sie schmecken auch so!“ Der Aufwand hat sich gelohnt!
Wie alle Hefebäckereien, ganz besonders frittierte, schmecken sie frisch am besten. Sollten tatsächlich welche übrig bleiben, können sie eingefroren werden.
Mohnrose

Und weil mir etwas Mohnmasse übrig geblieben ist, habe ich gleich noch Omas Mohnstrudelrezept ausprobiert und eine Mohnrose gebacken. Zum Rezept.

Die Mohnrose ist im Prinzip nichts anderes als ein in Stücke geschnittener Mohnstrudel, rosenförmig in einer Springform angeordnet. Damit die Teile beim Servieren leicht auseinanderzunehmen sind, streiche ich sie vor dem Einsetzen in die Form rundum mit flüssiger Butter ein. Die Mohnrose muss übrigens nicht nochmals aufgehen, sondern kann gleich ins Rohr.
Nach der halben Backzeit habe ich sie mit Alufolie abgedeckt, damit der Mohn nicht verbrennt. Und noch heiß mit einem Löffel Rosengelee eingestrichen. Dadurch bekommt sie eine glänzende Oberfläche. Etwas Puderzucker, ein Blüte und ein paar Minzeblätter in die Kuchenmitte. Fertig!

Ganz schön viel Mohn dieses Mal! Bald wird es wieder fruchtig. Die Erdbeeren sind schon im Anmarsch.