Was macht man instinktiv, wenn man eine Rose vor sich hat? – Man riecht daran. Im Mai und Juni liegt der Duft von Rosen ja regelrecht in der Luft.
Nachdem bereits ein Jahresvorrat Rosensirup in der Vorratskammer steht, habe ich das Aroma meiner Duftrosen in einem Rosenlikör erneut eingefangen. Anmutig, blumig, zartrosa und mit der Eleganz der Königin der Blumen. Rosenlikör – ein raffinierter Aperitif oder, zusammen mit prickelndem Sekt, ein bezaubernder Sommercocktail.
Verführerischer Duft
Der Duft von Rosen weht uns momentan von allen Seiten entgegen. Rosen duften wunderbar. Aber wonach eigentlich riechen sie? Fruchtig nach Beeren, Zitronen, Äpfeln, blumig nach Maiglöckchen, Veilchen oder Lindenblüten, exotisch nach Myrrhe oder Weihrauch, süß nach Vanille, Mandeln oder Honig. In Sachen Geruch fehlen unserer Sprache leider die Worte und wir haben nur unzureichende Vergleiche. Nüchtern betrachtet sind es leicht flüchtige ätherische Öle, die den süßen Rosenduft liefern und die durch Destillieren exzerpiert werden können.
Aber nur vollständig geöffnete Blüten verströmen den charakteristischen Rosenduft und das am intensivsten am frühen Morgen. Ernten sollte man Rosenblüten daher taufrisch, wenn die Sonne die Blüten noch nicht aufgeheizt hat. Da ist der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten. Man kann alle Rosen aus dem Garten verwenden, die einen schönen Duft haben. Einzig wichtig dabei ist, dass die Rosen nicht gespritzt worden sind.
Rosenblüten ansetzen
Für den Rosenlikör werden die Petalen von den Blütenköpfen gezogen und die weißen Blattansätze abgeschnitten. Einzeln ist das zeitraubend, weshalb ich die Rosenblüte mit der linken Hand umfasse und mit der rechten vorsichtig den Stiel samt Staubgefäßen herausziehe. Dann befreie ich den Blütenkopf als Ganzes mit einer Schere von den Ansätzen.
Auch wenn die Blüten aus dem eigenen Garten stammen und garantiert nicht mit Pestiziden behandelt sind, wasche ich den Staub von den Blüten. Dazu gebe ich die Petalen in ein großes Sieb und spüle sie rasch mit kaltem Wasser ab. Zum Abtropfen lege ich sie auf Küchenrolle oder ein Geschirrtuch, um sie unmittelbar danach zusammen mit dem Zucker, einer Vanilleschote und Vodka anzusetzen.
Und dann heißt es wieder einmal warten. Je nach Intensität der Duftrosen fünf Tage bis zu einer Woche. Dabei sollte der Liköransatz einmal täglich umgerührt oder durchgeschüttelt werden. Wichtig ist, den Liköransatz gut verschlossen zu halten, damit das Rosenaroma nicht entweicht.
Rosenlikör als köstliche „Medizin“
Nicht nur der Duft, sondern auch der Anblick von den so vielfältigen Rosen erfreut mein Herz. Rosenblüten stimmen mich nach einem langen Arbeitstag versöhnlich und beruhigen mich augenblicklich. Dieser „heilende“ Effekt wurde bereits vor Jahrtausenden in China, Persien oder im Ayurveda Indiens genutzt. Seit der Antike werden Damaszenerrosen kultiviert, um aus ihnen Rosenöl herzustellen. Dieses Öl und die enthaltenen Gerbstoffe wirken entzündungshemmend.
Die köstlichste Form aber ist diese Medizin zu sich zu nehmen. 😉 Ein Gläschen Rosenlikör zum Afternoon Tea gefällig?
Rosenlikör-Rezept
ZUTATEN
ca. 120 g frische Rosenblütenblätter (ungespritzt, duftend)
250 g Rohrzucker
1 Vanilleschote
700 ml Wodka
♥
verschließbarer Glasbehälter, ca. 1–1,5 l Fassungsvermögen
ZUBEREITUNG
Von den Rosenblütenblättern die weißen Ansätze entfernen und in einem Sieb vorsichtig mit kaltem Wasser abspülen. Auf Küchenrolle oder einem Geschirrtuch abtropfen lassen.
Blüten und Zucker mit einer, der Länge nach halbierten, Vanilleschote in einen Glasbehälter füllen und mit Wodka aufgießen. Einmal vorsichtig umrühren und das Glas mit einem Schraubverschluss oder Glasdeckel und Rexgummi verschließen.
Den Rosenansatz mindestens fünf Tage bei Zimmertemperatur an einem dunklen Ort stehen lassen. Täglich einmal durchschütteln. Danach filtern und an einem kühlen Ort einige Tage nachreifen lassen.
Rosenlikör-Cocktail
Rosenlikör kann man einfach pur genießen. Oder beispielsweise als blumigen Cocktail. Dazu 20 ml Rosenlikör über Eiswürfel gießen, mit Prosecco aufgießen und mit einer kleinen Rosenblüte und/oder etwas Minze garnieren.
Prost, Ladys!