Meist sind es Hochzeiten oder Taufen, für die eine mehrstöckige Torte gewünscht wird. Hin und wieder ein runder Geburtstag. Selten aber ein 95er. Meine liebe Schwiegermama, beständig wie eine Eiche, fest verwurzelt wie ein Kiefer, reich an Jahren wie ein Mammutbaum, soll eine ganz persönliche und individuelle Torte bekommen. Eine Torte, die den Anlass gebührend würdigt. Eine Baumstammtorte mit einer dicken Schokoladenrinde rundherum.

Rezept für die Baumstammtorte hier downloaden.
Der Tortenbau zu Babel
Eine besonders schöne Bûche de Noël sollte es werden. Eine Biskuitrolle mit baumrindenähnlicher Schoko-Buttercreme. Eine Torte in Form eines Holzscheites. Was könnte zu solch biblischem Alter besser passen als eine Baumstammtorte?
Als die Anzahl der Gäste immer größer wurde, habe ich die Idee beinahe schon aufgegeben. Auch eine gigantisch große Biskuitrolle reicht da nicht. Doch warum liegend? Ein Baumstamm kann doch auch stehen. Und so habe ich drei Torten übereinander gesetzt und einen dicken Baumstumpf aufgebaut. Unterschiedliche Torten für verschiedene Geschmäcker. Gefüllt mit leckeren Cremen. Verbunden durch drei eingesteckte Kunststoff-Stäbchen.
Zuunterst eine Nusstorte, die das Gewicht der zwei weiteren Torten trägt. Eine Schokoladentorte in der Mitte und obenauf eine Schwarzwälder Kirschtorte, die Lieblingstorte meiner Schwiegermama. Natürlich mit ordentlich Kirschgeist. Hicks! 😉


Eine Baumrinde aus Schokolade für die Baumstammtorte
So ein knorriger Baumstumpf braucht eine dicke Rinde. Nur eine Schokoladen-Buttercreme rundum ist mir zu gewöhnlich. Kurz die Überlegung, ob ich mir so eine Fondant-Modellierform zulege, mit der man täuschend echte Baumrinde formen kann. Aber das Teil liegt dann nur herum.
Auf die Idee mit Baumrinde aus Schokolade haben mich die gerade voll trendigen Brushstroke Cakes auf Instagram gebracht. Allerdings waren mir die mit einem dicken Pinsel geformten Schokoladenteile dann doch zu futuristisch für diese Torte.
Schließlich habe ich die Schokolade großflächig auf eine Unterlage aufgestrichen und zum Runden über eine Vase gelegt. Tatsächlich habe ich eine ganze Versuchsreihe gemacht. Einmal mit Backtrennpapier, einmal mit Alufolie und dann noch mit Klarsichtfolie. Das Ergebnis auf Backtrennpapier: eher glatt und fad. Auf Alufolie schon mal sehr dekorativ. Mit Frischhaltefolie bekommt sie aber eine ganz tolle, wellenförmige Struktur. Ich habe alle drei Varianten abwechselnd an der Tortenaußenseite angebracht, zuvor aber noch grüne und graue Lebensmittelfarbe aufgepinselt.



Baumschwämme und Fliegenpilze als Deko
Ein alter Baumstamm braucht natürlich auch Baumschwämme, ein paar Pilze und einen Waldboden. Die Pilze habe ich aus Marzipan geformt, ebenso die Baumschwämme. Dafür habe ich unregelmäßige, dünne Kreise ausgerollt, in der Hälfte zusammengeklappt und etwas zusammengedrückt. Zwei bis drei solcher Lagen übereinander ergeben einen Schwamm. Bepinselt mit grüner und brauner Lebensmittelfarbe sehen sie sehr natürlich aus.
Für den Waldboden habe ich einige Butterkekse zusammen mit grüner Farbe in einen Gefrierbeutel gefüllt und zerdrückt. Die Keksbrösel halten mit etwas Creme auf der hölzernen Tortenplatte.


Der Baum steht und bekommt noch Jahresringe
Die Tortenoberfläche, also den Baumquerschnitt, habe ich vor dem Anbringen der Schokoladenrinde mit einer dünner Schicht Schokoladenfondant abgedeckt und mit einem Pinsel und brauner Farbe Jahresringe aufgemalt. Hier kommen später noch Geburtstagskerzen drauf.



Zufrieden mit dem Ergebnis und auch ein klein wenig stolz auf mein Meisterwerk, fragt mein Mann: “Wie willst du dieses Ding eigentlich transportieren?” – Ich kleinlaut: “Am Schoß?” – “200 km? Und wenn ich bremsen muss?” Hilfe! An das habe ich vor lauter Euphorie nicht gedacht.
Eingeklemmt in eine Kiste und dank einer sehr langsamen, behutsamen Fahrt ist die Torte schließlich heil am Bestimmungsort angekommen.
“Da wird die Oma aber schaun!”. Sie weiß nämlich nichts von einer Feier. Schon gar nicht, dass dreißig Verwandte inklusive Urenkel auftauchen werden … Überraschung!
Einen Oskar für die beste Oma der Welt


Und sie freut sich riesig. Besonders über den Oskar für die beste Oma der Welt! Auch über den Hawaii-Blumenkranz, die riesigen Zahlen-Luftballons, die vielen Blumen und Geschenke und natürlich auch über die Torte. Uups! Da sind ja zwei Torten. In der Familie gibt es noch eine Tortenkünstlerin.
Die Zahlen-Luftballons, sonstiges Dekozeugs und Backzubehör habe ich hier gekauft.

Die Torte anzuschneiden hat mich einiges an Überwindung gekostet. Aber eine Torte ist nun mal zum Essen da, nicht zum Anschauen. Ich habe sie zunächst quer durchgeschnitten. Also die drei Torten wieder auseinander genommen, bevor ich sie für die Gäste in Stücke geteilt habe.
Eigentlich wollte ich euch auch das Innenleben der Torten zeigen. Angesichts der zahlreichen lange nicht mehr gesehenen Verwandten habe ich aber aufs Fotografieren vergessen. Und bis auf die Baumschwämme ist nichts mehr übrig …